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Ein Preis und neun Auszeichnungen

28. September 2018

Der Architekturpreis NRW 2018 geht nach Bochum für das Anneliese Brost Musikforum Ruhr. Die Mitglieder des BDA in Nordrhein-Westfalen hatten das letzte Wort. Aus der Shortlist von 10 Auszeichnungen, die die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Gesine Weinmiller bereits im Juli ausgewählt hatte, prämierten sie den ersten Preisträger. Den „Architekturpreis NRW 2018“ erhält das Anneliese Brost Musikforum Ruhr. Das Gebäudeensemble in der Bochumer Innenstadt wurde von dem Stuttgarter Büro Bez + Kock Architekten BDA geplant, Bauherrin war die Stadt Bochum.

©Brigida González
©Brigida González

Seitlich fassen die neuen Ergänzungsflügel mit ihrem geschlämmten Sichtmauerwerk das Schiffs der ehemaligen St. Marienkirche ein. Straßenansicht des Anneliese Brost Musikforum Ruhr in Bochum. Architekten: Bez + Kock Architekten BDA, Stuttgart, Bauherrin: Stadt Bochum, Zentrale Dienste.

Die Jury lobt die Art und Weise, wie die ehemalige St. Marienkirche mit den neuen Flankenbauten, von denen einer den Konzertsaal der Bochumer Symphoniker und der andere den Saal der städtischen Musikschule aufnimmt, in einer differenzierten inneren Raumfolge verknüpft wurde. Sie fassen zu beiden Seiten den ehemaligen Solitär der Kirche ein, durch dessen Chor das Musikforum straßenseitig erschlossen wird.

 

©Wilhelm Walterscheid
©Wilhelm Walterscheid

Das alte Kirchenschiff entwickelt in seiner neuen Funktion ein unerwartetes Raumpotenzial und bildet das Identität stiftende Zentrum des Musikforums. „Der Funktionswandel vom Sakral- zum profanen Konzertgebäude hat dem ehemaligen Gotteshaus nichts von seiner Würde genommen“, so die Jury.

 

©Brigida González
©Brigida González

 

Der Preis wurde am 25. September 2018 vom Landesvorsitzenden des BDA, Gert Lorber, gemeinsam mit Bauministerin Ina Scharrenbach, die Schirmherrin des Architekturpreises ist, in einer festlichen Veranstaltung in Düsseldorf verliehen.

Vonseiten des Architekturbüros waren beide Partner, Thorsten Kock und Martin Bez, aus Stuttgart angereist. Als Vertreter der Stadt Bochum nahmen Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke sowie der Leiter der Abteilung Zentrale Dienste, Frank Allmeroth, den Preis entgegen. Besonders freute sich der Generalmusikdirektor der Bochumer Symphoniker, Steven Sloane. Er genieße zusammen mit seinem Orchester seit der Eröffnung des Hauses im Herbst 2016 ideale räumliche und akustische Bedingungen, die man zuvor lange vermisst habe. Für die Musiker habe dies nicht nur einen Motivationsschub mit sich gebracht, sondern ihnen auch geholfen, sich künstlerisch weiter zu entwickeln.

©Thilo Saltmann, 2018
©Thilo Saltmann, 2018

Preisverleihung im Düsseldorfer Maxhaus. Von links: Gesine Weinmiller, Steven Sloane, Dr. Markus Bradtke, Frank Allmeroth, Thorsten Kock, Thorsten Scheer (Moderation), Martin Bez, Gudrun Keller (Projektleiterin Bez+Kock), Ina Scharrenbach, Gert Lorber ©Thilo Saltmann, 2018

Neben dem Preis, der nicht dotiert ist, wurden auch die neun Auszeichnungen an die Architektinnen und Architekten mit ihren Bauherren übergeben. Der Landesvorsitzende dankte diesen, darüber hinaus aber allen Kolleginnen und Kollegen sowie ihren ambitionierten Auftraggebern, die sich an den Preisverfahren auf Gruppen- und Landesebene seit 2017 mit Einreichungen beteiligt und somit der Kritik einer breiten Fachöffentlichkeit und des interessierten Publikums gestellt haben. Die hohe Qualität vieler Arbeiten sei auch den engagierten Mitarbeitern in den Architekturbüros zu verdanken sowie Behördenvertretern, Fachingenieuren, Technikern und Künstlern. Jeder oder jede von ihnen habe einen unverzichtbaren Beitrag zum Entstehen eines auf seine Art einzigartigen Bauwerks geleistet.

Prof. Thorsten Scheer moderierte die Preisverleihung und führte kurze Interviews mit den PreisträgerInnen, Dabei erfuhren die Gäste noch manche Details zur Vorgeschichte, zu den Planungskonzepten und zur „Alltagstauglichkeit“ der Projekte.

In den Ansprachen Gert Lorbers und der Ministerin war – einen Tag nach dem „Wohngipfel“ im Bundeskanzleramt, an dem auch BDA-Präsident Heiner Farwick teilgenommen hatte – der Wohnungsbau ein wichtiges Thema. Die boomende Bauproduktion dürfe, so Lorber, nicht dazu führen, nur das vermeintlich Bewährte zu wiederholen. Lösungen von gestern genügten den Anforderungen, die sich heute insbesondere aus veränderten Formen des Arbeitens und Lebens ergeben, in der Regel nicht mehr. Auch im seriellen Bau standardisierter Wohnungen sehe der BDA kein Zukunftsmodell. „Gefragt sind mutige Bauherren, insbesondere aus der Wohnungswirtschaft, die Spielräume zulassen und innovativen Konzepten, die von und Architekten und Architektinnen entwickelt werden, eine Chance geben.“ Dann, so wünscht sich Lorber, finden sich in der letzten Entscheidungsrunde des nächsten Auswahlverfahrens, das 2021 ansteht, auch endlich mehrgeschossige Wohnungsbauten.

Ina Scharrenbach ging, abweichend von ihrem Manuskript, gerne auf die Anmerkungen des Landesvorsitzenden ein. Sie bekannte sich eindringlich zur Bedeutung eines hochwertigen Bauens und Weiterbauens unserer Städte. Es gelte, dem hohen Qualitätsmaßstab, der sich aus der Geschichte der Europäischen Stadt ergebe, gerecht zu werden. Die öffentliche Hand habe den Auftrag dafür zu sorgen, dass gute Gebäude, ja Baukunst, entstehen könne. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen gebe für die Förderung des Wohnungsbaus in den nächsten Jahren ebenso viel Geld aus wie der Bund (5,5 Milliarden), damit könne man viel Gutes leisten. Sie habe vor, die finanziellen Mittel auch dafür einzusetzen, dass Neues, Experimentelles entstehen könne, etwa beim Bauen mit Holz. Sie wolle aber nicht nur schön, sondern auch bezahlbar bauen.

250 Gäste waren ins MAXHAUS gekommen, wo nach der Preisverleihung die Ausstellung eröffnet und noch bis zum späten Abend mit den Architekten und Bauherren gefeiert wurde. Alle 49 Arbeiten, die am Architekturpreis NRW teilgenommen haben, sind auf der BDA-Homepage und in dem Katalog „Baukultur in NRW 2019“ dokumentiert, der im Verlag der Buchhandlung König erschienen ist (Bestellungen an mail@bda-nrw.de).

 

Die Ausstellung zum Architekturpreis Nordrhein-Westfalen zeigt im MAXHAUS alle 49 Arbeiten, die am Preisverfahren teilgenommen haben.
Sie ist  dort noch bis zum 27. Oktober 2018 zu sehen.

Maxhaus
Schulstraße 11
40213 Düsseldorf

Öffnungszeiten: Di. – Sa. 11-18 Uhr