© Rainer Taepper, Deggendorf

Preisträger BDA Preis Bayern 2022

Flussmeisterstelle, Deggendorf

Deggendorf

© Rainer Taepper, Deggendorf

Flussmeisterstelle, Deggendorf

Deggendorf
Projekt
Flussmeisterstelle, Deggendorf
Architekt
bogevischs buero architekten & stadtplaner GmbH
Bauherr
Freistaat Bayern vertreten durch Staatliches Bauamt Landshut

Preisträger

BDA Preis Bayern 2022 – Gewerbe- und Verwaltungsbau

Das «Einfügen in den Bestand» ist heutzutage für viele architektonische Konzepte eine Prämisse: nicht auffallen, nicht herausfallen, nicht die Sehgewohnheiten überfordern. Nicht so bei den drei Gebäuden der Flussmeisterstelle in Deggendorf. Ihre ruhigen, archaischen Baukörper mit den steilen Satteldächern stechen sehr bewusst aus der sonst gestaltungsunwilligen Gemengelage des umgebenden Gewerbegebiets hervor. Mit diesem pragmatisch wie ästhetisch wertvollen Entwurf setzt bogevischs buero einen wichtigen Marker für qualitätsvolle Gewerbebauten der öffentlichen Hand.

Das Ensemble besteht aus einem Verwaltungsgebäude, das als Passivhaus ausgeführt ist, einem Werkstattgebäude und einer Lagerhalle. Die parallel leicht zueinander versetzten Zeilen schaffen räumlich überzeugende wie übersichtliche Situationen auf dem Gelände. Hervorzuheben ist der kommunikative Platz, der sich zwischen Werkstattgebäude und Verwaltungsbau aufspannt und eine Bühne für den alltäglichen Betrieb bietet.

Elegante wie prägnante Details verleihen der pragmatischen Architektur eine gewisse Poesie. So erscheinen die silberfarbenen Profilbleche, mit denen die Dächer und die Fassaden der oberen Etagen überzogen sind, auch an grauen Tagen ausgesprochen hell und erhaben. Die einfachen Rolltore mit Fenstersegmenten zeichnen bei Sonnenschein ein bezauberndes Lichtspiel auf den Asphalt. Und die Dachtragwerke aus Holzbindern in Sichtbauweise korrespondieren freundschaftlich mit den robusten, grauen Betonfertigtei-len der Erdgeschosszonen.

Die drei Neubauten sind sogenannte «Ersatzneubauten». Eine Bezeichnung, die im Sinn des klimagerechten Bauens kritisch zu hinterfragen ist. Bei diesem Projekt galt es, mit den Neubauten den Betrieb der Flussmeisterstelle auch im Katastrophenfall zu gewährleisten. Denn das Ensemble befindet sich im Überflutungsbereich der Donau und muss entsprechend hohe Sicherheitsanforderungen erfüllen. Diese verlangen beispielsweise, dass sämtliche technischen Einrichtungen sowie die Wohn- und Schlafbereiche in den oberen Etagen und im Dachbereich der Gebäude untergebracht werden. Und sie bestimmten auch die Wahl des Baumaterials für die Erdgeschosszonen: Beton, um die hohe Traglast auffangen und möglichen Überflutungen standhalten zu können. Zugleich aber gelingt dem Architekturbüro mit dieser Ausführung ein Typus, der in Zukunft einfach erweitert und ergänzt werden kann, ohne dass die architektonische Qualität der Anlage verloren geht.